B E D U I N E N  -  A R A B E R  -  F A L L A C H I N  -  S K L A V E N

 

Die  »echten, adeligen« Kamel züchtenden Nomaden Arabiens bezeichneten sich selbst als A`rab, Abkömmlinge saudi-arabischer Stammeskonföderationen mit mythischen Ahnen und grenzten sich somit von den Hadar, den Sesshaften, ab. Der Begriff Hadar umfasste sowohl die Städter als auch die Bauern, die im klassischen Arabisch Fallahuna bzw. in den heutigen Mundarten Fallahin ( فلاحون,  arab.: Spalter, Pflüger) heißen.

Für die Herkunft des Wortes a’rab [Araber] gibt es unterschiedliche sprachwissen­schaftliche Erklärungen: Zum einen könnte es sich um eine Ableitung der semitischen Wurzel für „Westen“ handeln, welche die Bewohner Mesopotamiens für die Völker westlich des Euphrat-Tales verwendeten, oder um eine abgeänderte Form der semitischen Wurzel abhar (vorbeiziehen, reisen) oder des hebräischen Wortes arabha: düsteres Land, Steppe. (Rabia Mabkhout: Etymologische Betrachtung: Die Araber)

 

Die Bezeichnung Badawí, abgeleitet von dem arabischen Wort Wüste

 

  ba:dija]        die Wüste ]          بادية

  

 بادو          [bedu]           die Wüstenbewohner, Beduinen

 

  بادوي      [badawí]        der Wüstenbewohner, Beduine

    

 

wurde ursprünglich von den Sesshaften für die Nomaden verwendet und von den Beduinen selbst nur selten benutzt; ist jedoch heute [im Negev] als Eigenbezeichnung üblich.

 

Es gab während der Übergangsphase von einer nomadischen zu einer semi-nomadischen bzw. sesshaften Lebensform (ottomanische/britische Mandatszeit) unter den Wüstenbewohner vier Hauptgruppen und deren Zwischenstufen:

 

(1) Die o. g. »echten« A’rab, die überwiegend Kamele züchteten und von Schutzgeldern, Raubzügen und dem Verkauf tierischer Produkte lebten. Auf ihren ausgedehnten Wanderzyklen - hauptsächlich im heutigen Syrien, Jordanien und Irak  - legten sie zwischen den Sommer- und Winterquartieren mehrere hundert Kilometer zurück.

 

(2) Die Fallahin ( فلاحون arab.: Bauern): landlose Ägypter, die zwischen 1830 und 1948 in den Negev einwanderten und bis zur israelischen Staatsgründung in Abhängigkeit von den A’rab lebten, bewohnten im Herbst und Winter feste Stein- oder Lehmhäuser, während des Frühjahrs und Frühsommers bestanden ihre Unterkünfte aus Zelten und Höhlen. Sie betrieben Ackerbau und züchteten Schafe. Innerhalb der Rangordnung der Wüstenbewohner befanden sie sich auf der untersten Stufe und galten von den A’rab  als verachtet.

 

(3) Eine Übergangsform bildeten die so genannten Halbnomaden oder Halbfallachin [wie sie Friederike Korsching in ihrem Buch „Beduinen im Negev“  bezeichnet]. Sie züchteten überwiegend Kleinvieh (Schafe, Ziegen), besaßen nur wenige Kamele als Last- und Reittiere und betrieben etwas Ackerbau. Somit waren sie weniger mobil als die Kamelzüchter, lebten aber auch ausschließlich in Zelten.

 

Bedingt durch die äußeren Umstände konnten Fallachin zu Halbfallachin  werden und umgekehrt: Fühlten sich Kleinvieh züchtende Nomaden vor Steuerzahlungen an staatliche Behörden sicher, so konnten sie es wagen sesshaft zu werden. Drohte ihnen ein Überfall  von A’rab oder Staatsmächten,  so konnten  Fallachin  zu Halbfallachin werden.

 

 (4) Die `Abid  (عبيد, arab.: Sklaven) wurden ursprünglich aus dem Sudan nach Saudi-Arabien gebracht, wo sie von wohlhabenden Beduinen auf ihrer Pilgerfahrt nach Mekka gekauft werden konnten - die Männer begleiteten sodann ihre Herren auf Kriegszügen, die Frauen verrichteten tägliche Arbeiten. Hierfür erhielten sie Nahrung, Kleidung und Unterkunft. Nachdem um die Wende des 19./20. Jahrhunderts die Osmanen die Sklaverei  verboten, lebten die `Abid  gleich den Fallachin.

 

Sowohl Fallachin als auch `Abid haben sich kulturell weitgehend an die heutigen, "befriedeten" A´rab assimiliert. Sie alle sprechen den gleichen arabischen Dialekt, leben in Zelten (mehr oder weniger), betreiben Viehzucht und tragen die gleiche Kleidung. Von den Sesshaften werden sie Badawiyyun (Wüstenbewohner) - Beduinen - genannt (Biasio 1980: 24) und haben diese Fremdbezeichnung weitgehend selbst übernommen.

 

Im Süden Israels bezeichnen sich die heutigen Beduinen gleichzeitig als Palästinenser.