Informationen zur Demographie und Gesundheit der
Beduinen-Araber des Negev
● Geburtenrate:
Die Negev-Beduinen haben mit 55,0 Geburten pro 1000 Personen (1995) eine der höchsten Geburtenraten der Welt - im Vergleich hierzu, liegt sie bei der jüdischen Bevölkerung im Negev bei 19,8 pro 1000 Personen.
Abb. 1 zeigt die Geburtenrate der jüdischen und arabisch-beduinischen Bevölkerung des Negev 1980 bis 1995.
● Altersstruktur:
Gemäß Daten des "Statistical Abstracts of Israel 1996" liegt die Bevölkerungsgruppe der unter 14-Jährigen bei ca. 50%.
● Säuglingssterblichkeit:
Die Säuglingssterblichkeit der Negev-Beduinen gehört zu den höchsten Israels. Abb. 2 zeigt die Säuglingssterblichkeit der beduinischen und jüdischen Bevölkerung des Negev von 1980 bis 1995 im Vergleich.
Nach Daten des Gesundheitsministeriums lag die durchschnittliche Säuglingssterblichkeit der Negev-Beduinen 1995 bei 10,8 pro 1000 Geburten; in den Baracken und Lagern wurde sie mit 13,1 pro 1000 erheblich höher verzeichnet als in den von der Regierung geplanten Siedlungen mit 7,6 pro 1000 Geburten.
Im Süddistrikt, lag die Kleinkindersterblichkeit der Negev-Beduinen 1996 bei 12,1 pro 1000 Geburten, verglichen mit 4,5 bei der jüdischen Negev-Bevölkerung. Als Hauptursachen für den frühen Tod der Beduinensäuglinge werden angeborene Anomalien, Frühgeburten, Atemnotsyndrome und Infektionskrankheiten verantwortlich gemacht. Bei den jüdischen Säuglingen gelten genetische Anomalien und Frühgeburten als Hauptursachen. Die Sterblichkeitsrate aufgrund von genetischen und Erbkrankheiten (als Folge der hohen Anzahl an Cousin-Cousine-Ehen), lag bei den beduinischen Kleinkindern drei Mal höher als bei jüdischen. Dennoch kann in Tabelle 3 beobachtet werden, dass die Kleinkindersterblichkeit in den Jahren 1991 bis 1995, bei den Negev-Beduinen generell (innerhalb und außerhalb der staatlichen Planstädte) zurückging.
● Impfschutz:
Der Impfschutz bei den Negev-Beduinen stieg mittels der Initiative des Regionalbüros des Gesundheitsministeriums (flächendeckender Impfschutz der Region) in den letzten Jahren erheblich an. (Tabelle 1 und Abb. 4). Die Immunisierungsrate liegt jedoch immer noch unter dem nationalen Durchschnitt, der bei den Zweijährigen mit vollständiger Immunisierung gegen DTP, Polio, Hepatitis B und MMR 1995 vergleichsweise bei 94%, 95%, 93% und 95% lag.
Tab. 1:
Beduinensäuglinge: Geburten, Registrierungen, DTP/DT-Immunisierung
im Alter von 1 und 2 Jahren
Jahr |
Anzahl |
Geburten |
Anzahl registrierter Säuglinge |
Prozent geimpfter Neugeburten 1-jährige |
Prozent geimpfter 2-jährige |
1985 |
2.740 |
1.600 |
58.4 |
43.8 % |
47.0 % |
1990 |
3.660 |
2.800 |
76.5 |
50.4 % |
55.1 % |
1995 |
5.194 |
4.303 |
82.8 |
80.5 % |
82.8 % * |
* Daten von 1994
Tabelle 2 stellt den Prozentsatz aller Beduinensäuglinge dar (unterschieden nach Siedlungsform), die 1995 geboren wurden und den empfohlenen DTP-Impfschutz im Alter von einem Jahr erhielten. Hierbei lag er in den ‘staatlichen Planstädten’ bei 85% und in den Barackensiedlungen und Lagern bei 77%.
● Kinderkrankheiten:
Die Negev-Beduinen-Kinder leiden an einer hohen Anzahl infektiöser Krankheiten (z.B. Atemwegserkrankungen, Magen- und Darmentzündungen und parasitäre Infektionen) infolge einer Kombination aus hoher Geburtenrate, niedrigem sozial-wirtschaftlichem Status, überfüllten und ärmlichen Wohngegebenheiten und schlechten Hygienebedingungen. Eine Studie über den ‘Aufenthalt im Soroka-Krankenhaus in Beersheva’ zwischen 1989 und 1991 belegt, dass Beduinenkinder länger im Krankenhaus blieben, höherer Intensivpflege benötigen und deren Sterblichkeit im Krankenhaus höher war als bei jüdischen Kindern. Die Beduinenkinder waren somit häufiger krank als jüdische und erreichten das Krankenhaus meist in schlechterem klinischen Zustand. Die Einlieferungsrate der Beduinenkindern liegt sehr hoch aufgrund von Lungenentzündungen, Bronchitis, Rota-Virusinfektionen und bakteriellen Hirnhautentzündungen. Sie erhöht sich noch durch häufigere Unfälle, Vergiftungen und Behandlungen von Erbkrankheiten.
Tab. 2:
Prozentsatz aller Beduinensäuglinge,
die den empfohlenen DTP-Impfschutz im Alter von 1 Jahr erhielten (1995)
Siedlungsform |
Kinderanzahl |
Impfung |
||
|
|
1-jährige |
2-jährige |
3-jährige |
Planstädte |
2,378 |
93,9 % |
92,2 % |
85,1 % |
Nicht anerk. Siedlung |
2,816 |
90,8 % |
86,3 % |
76,6 % |
Gesamt |
5,194 |
92,2 % |
89,9 % |
80,5% |
● Allgemeine Sterblichkeitsrate:
Die durchschnittliche Sterberate in vergleichbarem Alter liegt bei den Beduinen nahezu 50% höher als bei den Juden des Negev. Die größten Unterschiede zwischen Juden und Beduinen, wurde in der jüngsten Altersgruppen (0-4- und 5-14-Jährigen) festgestellt. Auch die Sterblichkeit infolge von infektiösen Krankheiten liegt bei den Beduinen deutlich höher als bei den Juden.
Tab. 3:
Ursachenspezifische Sterblichkeitsrate (pro 100.000 Personen)
bei Juden und Beduinen im Negev (1993 – 1994)
|
Anzahl (pro 100,000) |
|
Ursache |
Juden |
Beduinen |
Gesamt |
453 |
702 |
Infektionen |
9 |
24 |
Diabetes |
12 |
15 |
Bluthochdruck |
7 |
22 |
Akuter Herzinfarkt |
37 |
44 |
Chronische Herzkranz-gefäßerkrankung |
56 |
25 |
Schlaganfall |
46 |
67 |
Bösartige Tumore |
102 |
79 |
Literatur:
Levy A,
Fraser D, Vardi H, Dagan R.: Hospitalizations for infectious disease in
1998 Jewish and Bedouin children in southern
Israel.
In Press, European Journal of Epidemiology,
diverse Veröffentlichungen von Prof. R. Dagan
Weitzman S. Report der Arbeitsgruppe ‘Health Needs of the Negev Population’.
1997 Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Ausschuss der Goldman Foundation, August
Originaltext: The Center for Bedouin Studies and Development